Buchmessen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, sind eine aufregende Sache. Selbst wenn man gar nicht vor Ort ist, weil einem das bildungsbürgerliche Gewusel auf den Keks geht oder die Hotelzimmerpreise nicht zur aktuellen Einnahmesituation passen.
Im Vorfeld derartiger Veranstaltungen gibt es eine Fülle von Literaturbeilagen in der Tagespresse, das Feuilleton überschlägt sich mit Lobpreisungen und Verrissen, Auszeichnungen werden vergeben, überall wird das Hohelied des Buchdrucks gesungen, kurzum: die schreibende Zunft wirkt immer ein bisschen aufgeregt und wir nutzen die Gelegenheit, ob der zweifellosen Vielfalt der präsentierten Lesevorschläge einen Blick in unsere häuslichen und umfangreich bestückten Ikea-Regale zu werfen und uns zu fragen, ob man nicht das ein oder andere Exemplar holzhaltiger Bedruckstoffe entsorgen sollte. Wie eigentlich jedes Jahr landen die besonders schlecht formulierten, langweiligen oder gar ärgerlichen Bücher natürlich nicht im Müllcontainer. Sie wandern einer unerklärlichen Gewissensentscheidung folgend in die Abstellkammer, die nie benutzte Flohmarktkiste oder, dem Unfug der Tauschringe nicht unähnlich, im Treppenhaus mit dem Hinweis „zu verschenken“.
Es gibt natürlich auch Werke, die man zwar zunächst aus ihrer angestammten Umgebung reißt, nur um sie dann wieder vorsichtig zurückzustellen, ein fast lautloses „nein, Du nicht“ auf den Lippen. Meistens hat man vorher einen kurzen Blick hineingeworfen und festgestellt, dass man sich a) kaum an den Inhalt erinnert und deshalb eigentlich sofort genau dieses Buch erneut lesen müsste, oder b) sowieso noch nie reingeschaut hat, obwohl Maike vor sechs Jahren beim Geburtstagsessen eine so engagierte Widmung in den Umschlag gekritzelt hat.
So, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, erging es uns anlässlich der gerade zu Ende gegangen Buchmesse. Wir stöberten also in diesem und in jenem Wälzer, rieben uns manchmal verwundert die Augen, welche Perlen des Wahnsinns sich in unserem Besitz befanden, um ein andermal erfreut unser noch immer einziges Lieblingsbuch herauszuziehen und genüsslich Zitat an Zitat zu reihen.
An diesem für uns wahrlich erhebenden Schauspiel wollen wir Sie nun teilhaben lassen, ergänzt um die Standardformulierungen der Rezensionsindustrie, denn: so oder so ähnlich trägt es sich zu. Täglich. Überall.
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