„Die historische Wissenschaft hat große Anstrengungen daran gewendet, die Vorgeschichte der Russischen Revolution, ihre Ereignisgeschichte im Ablauf des Jahres 1917 und schließlich die Konsequenzen der Revolution für die folgende Umformung Russlands zu erforschen und eingehend zu beschreiben.
Der gedruckte Ertrag dieser Arbeiten ist inzwischen fast unübersehbar geworden, und der Satz, wonach diese Revolution einen nicht wieder umkehrbaren Wendepunkt in der Geschichte Russlands markiert, bedarf längst keiner gelehrsamen Fußnote mehr.
Es versteht sich, daß hinter all diesen Bemühungen ein weitergehendes Interesse stand und steht, die Frage nämlich, wie dieser Wendepunkt russischer Geschichte in größere, über Russland hinausgreifende Zusammenhänge historisch einzuordnen sei.
Wer von den Begebenheiten nicht nur berichten, sondern zu Maßstäben und Urteilen kommen will, wird nach der Bedeutung dieser Revolution für die Weltgeschichte unserer Zeit zu fragen haben.
Das freilich ist ein weites Feld, und eine Antwort, derer man tatsächlich sicher bleiben dürfte, findet sich nicht leicht.“
Also sprach der Historiker Dietrich Geyer am 17. Oktober 1967 zum 50 Jahrestag der Russischen Revolution. Weitere 50 Jahre später lässt sich feststellen, dass dieser „Wendepunkt der russischen Geschichte“ alles andere als unumkehrbar und die „Bedeutung dieser Revolution für die Weltgeschichte“ dann möglicherweise doch geringer als erwartet / erhofft / befürchtet (Nichtzutreffendes bitte streichen) ist. Eine gewisse Ernüchterung hat sich eingestellt.
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