175 Reise ins Ich

hochsauerlandAm 17. Oktober 2015 fand in Hamburg die große 25-Jahr-Feier von 17grad statt. Die Veranstaltung – als Gala-Event erster Kajüte geplant – war unterirdisch schlecht besucht.
Dieser Sachverhalt hat der Redaktion schwer zu denken gegeben und dazu bewogen, ein Jahr später mal in Ruhe und intensiv über das Medienprojekt 17grad nachzudenken. Begleiten Sie uns also heute auf einer Reise ins Ich – nach Stockum-Sundern im Hochsauerland.

174 Identität und Wahn

Good Night White Pride2012 noch war die so genannte Identitäre Bewegung (kurz IB) vor allem ein Internetphänomen. Die schwarz-gelben Ortsgruppen sprossen in den sozialen Netzwerken wie Pilze aus dem Boden. Im Vergleich mit den Verbündeten aus Frankreich und Österreich erschien die IB Deutschland allerdings lange Zeit marginal. Ihr alternatives Auftreten, geprägt von der Adaption linker Subkultur (Flashmobs, Mobilisierungs-Videos, Aufkleber) jedoch fiel auf. Die Süddeutsche Zeitung nannte sie den „popkulturellen Arm der Rechtsextremen“, die Welt bezeichnete sie jüngst als „rechte Hipster“.
Doch das Auftreten der Identitären Bewegung Deutschlands hat sich verändert. Ihre Aktionen werden expliziter. Immer öfter trauen sie sich mit aggressivem Aktionismus aus ihrer virtuellen Komfortzone auf die Straße heraus.

173 Jüdische Braugeschichte

„Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten“ ist eine Ausstellung des Jüdischen Museums in München zur Geschichte und Gegenwart des Bieres in der jüdischen Tradition und Kultur. Aus diesem Anlass hören Sie heute Beiträge zu Bier in der jüdischen Religion, zum Zusammenhang zwischen Brauerstern und Davidstern, zu Hermann Schüleins Umgang mit der NS-Raubpolitik und zur israelischen Craft-Bier-Szene. Die Musik kommt von The Burning Hell – und damit ist nicht die Biersorte gemeint. Prost! und Le Chaim!

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172 Safe Spaces

Safe SpacesDie aktuelle konservative Revolution berauscht sich an sich selbst. Die Protagonisten scheinen fast überwältigt von den eigenen Möglichkeiten, von der auch für sie überraschenden Wirkmächtigkeit. Überall und allenthalben werden jene angeblich hegemonialen gesellschaftlichen Machtverhältnisse alt- und neulinker Provenienz entdeckt, die es ihnen zu bekämpfen, zu schleifen, zu enttabuisieren gilt.
Endlich aufräumen mit der Political Correctness, endlich Schluss machen mit emanzipatorischen Grundstrukturen, seien diese wiederum noch so elendig, albern oder bigott.
Der moderne Konservativismus in seinem antiaufklärerischen Furor beklagt die Post-68er-Dekaden, jammert über moderne Pädagogik, will alles, was man für Gutmenschentum hält, hinwegfegen, strebt eine Abkehr von egalitären gesellschaftspolitischen Konzepten und Entwürfen an.
Man wurde – so geht die Historien- und Gegenwartsbeschreibung – von Linken im allgemeinen mit idiotischen Gesellschaftsvorstellungen drangsaliert, in seiner kollektiven und individuellen Entwicklung gehemmt und damit einer Gesinnungsdiktatur ausgesetzt, die die Kategorien von Fortschritt und Reaktion schlicht auf den Kopf gestellt habe.
Und in der Tat muten ja einige Beschreibungen angeblich aktueller Diskurse recht ulkig an, sie schreien förmlich nach adäquater Polemik. Ist diese dann noch unterhaltsam formuliert, können sich vor Lachen schon mal die Balken biegen.
Die Zeitung „Die Welt“ beispielsweise machte vor kurzem ein vermeintlich neues, zunächst an US-amerikanischen Universitäten stattfindendes, diskursives Schlachtfeld aus: die Debatte um die so genannten Safe Spaces, also Rückzugsräume für Gruppen, die sich ausgegrenzt und unterdrückt wähnen und dies auch als kollektives und gegebenenfalls konstituierendes Moment diskutieren.

171 Spanischer Buergerkrieg

Zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Spanischen Bürgerkriegs gehen wir auf die musikalischen Barrikaden mit:
Brossa Quartet de Corda (E)
Loquillo (E)
Les Anarchistes (I)
Christiane Courvoisier (F)
El Front (USA)
Orfeó Català & Francesc Pujol i Pons (E)
Casa del Vento (I)
Lembo (UK)
Les amis d’ta femme (F)
El Comunero (F)
El Violinista del Amor & Los Pibes Que Miraban (E)
Pi De La Serra & Carme Canela (E)
Chicotén V (F/E)
Lucia Recio & La Marmite Infernale (E / F)
Camerata Silesia & Das Polnisches National Radio Symphony Orchester (PL)
Serge Utgé Royo (E)
Banda Provincial de Música + Coro Amici Musicae (E)
Estudios Talkback (E)
Supergun (E)
Los Muertos de Cristo (E)

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170 Implex

KartographyLiebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir begrüßen Sie auf das Herzlichste zu einer neuen Runde 17grad – Radio zur intellektuellen Reanimation des Klassenkampfgedankens.

In Zeiten, in denen alles Systemimmanente skandalisiert wird und in denen alle daran Beteiligten, also Sender und Empfänger wissen, dass der Skandal zu nichts führt außer zum Ressentiment, in derartigen Zeiten bedarf es einer systematischen Kritik der Zustände und ihrer Ursachen. Nein, dies ist weder eine Sendung über die so genannten Panama-Papiere und auch nicht über das befremdliche Empörungslevel bei Dopingvorwürfen in der englischen Premier-League geschweige denn ein Beitrag zur Frage, wie viel Geld an welche FIFA-Funktionsträger geflossen ist, um das deutsch-nationale Fußball-WM-Sommermärchen 2006 wahr zu machen.

Wir wollen uns vielmehr mit dem System beschäftigen. Oder, wenn Sie wollen, mit gesellschaftlichen Formationen, oder eben Zuständen. Und weil wir uns als Ihr Dienstleister in Sachen Aufklärung begreifen, haben wir, um den folgenden Beitrag zu extrahieren, ein knapp 900seitiges Werk gelesen, diskutiert und minimal redaktionell bearbeitet. Diese Sendung über Klassenaufklärung basiert auf dem Buch Der Implex – Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee von Barbara Kirchner und Dietmar Dath, erschienen im Suhrkampverlag. Das Buch, so die beiden Autoren, ist keine wissenschaftliche Monographie, kein Manifest, keine philosophische Abhandlung. Es geht allein darum, ein paar Aus- und Ansichten zu bündeln, die man im 18. und 19. Jahrhundert häufiger zu sehen und zu hören bekam als heute. Die Kernfrage lautet, ob so etwas wie sozialer Fortschritt gedacht und, wichtiger, gemacht werden kann.

169 Bankraub

Heute soll es um eine Profession gehen, die das selbe Schicksal zu ereilen droht wie andere vor ihr. Sie geraten im launigen Strom der Zeit in Vergessenheit. Oder erinnern Sie sich noch an den Beruf des Schmuckeremiten? Oder an den Haderlumpen, der alte Kleidung und Stoffreste zusammensammelte? Einer weiteren Form des Gelderwerbs und ihrer mal mehr mal weniger glanzvollen Geschichte wollen wir diese Sendung widmen, bevor sie dem Vergessen anheim fällt – dem Bankraub.

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168 Zombies

ZombieWerte Zuhörerinnen und Zuhörer,
im März 2014 sendete unsere Hamburger Redaktion ein Kammerspiel in 4 Akten unter der Überschrift „Radio Z“. Der in dieser Sendung verbreitete Schrecken über eine in Echtzeit stattfindende Zombie-Apokalypse schien vielen von Ihnen so real, dass wir noch während der Ausstrahlung eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Anrufen und E-Mails und darüber hinaus im Nachgang den renommierten Orson Wells-Preis verliehen bekamen.
Wir wollen Ihnen heute den kulturindustriellen Komplex unserer immer wiederkehrenden Beschäftigung mit diesem Thema erläutern und verweisen dabei auf das zugrunde liegende Werk „Krisenideologie – Wahn und Wirklichkeit spätkapitalistischer Krisenverarbeitung“ des Autors Thomasz Konicz, erschienen im Telepolis Verlag.