111 Der Herr ist kein Hirte

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

es ist erst wenige Wochen her, dass wir Ihnen auf diesem Sendeplatz mit der Folge 17grad – ich glaub’s ja nicht den Aufsatz „Die Gottespest“ von Johann Most vortrugen. Sie als Stammhörerin und –hörer werden sich sofort erinnern. Allein, das Thema Glauben an sich lässt uns nicht los. Es gibt zur Zeit wohl kein gesellschaftliches Großereignis auf diesem Planeten, dem nicht eine wahrnehmbare religiöse Komponente innewohnt. Ausgenommen vielleicht der momentane Klärungsprozess, ob die Kernenergie beherrschbar ist, oder eben nicht.
Ansonsten aber erscheinen uns die – wie sagt man so schön – Umwälzungsprozesse durchaus, ja geradezu ausnahmslos, religiös konnotiert. Manchmal muss man in derartigen Situationen innehalten und sich fragen, ob man hier nicht mal grundsätzliche, quasi fundamentale Einschätzungen vorstellen und diskutieren müsste. Sehen Sie, und weil auch Sie jetzt zustimmend mit dem Kopf nicken, haben wir uns gesagt: noch eins drauf! Es ist Zeit für die Religionskritik 2.0. In der heutigen Stunde 17grad – Radio gegen die Gegenaufklärung erleben Sie den Einstieg in die Frage, wie Religion die Welt vergiftet, basierend auf Ausschnitten aus Christopher Hitchens Buch Der Herr ist keine Hirte.

110 Schlaf

Was man ihm nicht gibt, holt sich sein Bruder, so heißt es.
Er ist Mutter der Porzellankiste und Vater aller Dinge in einem, so sagt man.
Dennoch bekunden lediglich Physiologen, Psychologen und Philosophen
ein gewisses wissenschaftliches Interesse für ihn – und wir, die Redaktion
17grad.
Hören Sie heute: Schlaf – das Ende der Freizeit.
Und verpassen Sie keinesfalls den zweiten Teil der 17grad-Radionovela
„Überall“.

109 Asbach-Bäumenheim (mit Radionovella)

Unseren Auftakt macht dieses mal unsere Radionovella „Überall“, verpassen Sie nicht unsere Sendung, wenn es heißt:

„Schon immer hat es Menschen gegeben, die für Ihre Überzeugung gekämpft und dafür das persönliche Wohlbefinden hintan gestellt haben. Männer und Frauen wie wir, deren Glück im Kampf für eine bessere Welt auf der Strecke zu bleiben droht. Dies ist Ihre Geschichte und so oder so ähnlich trägt sie sich zu. Täglich, überall.“

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

Mitte Dezember 2010 fand im bayerischen Asbach-Bäumenheim, das liegt in der Nähe von Mertingen oder auch Tapfheim, ist ja auch egal, jedenfalls fand eben da der Landesparteitag der Partei Die Linke statt. Es gab dort – so beschreiben es diverse Chronisten – so einiges an Tumult und Durcheinander. Kakophonie, der Lieblingsbegriff des vormaligen Bundeskanzlers Schröder, scheint dafür noch eine recht milde Bezeichnung zu sein. Die dort versammelten sich selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit als irgendwie engagiert wahrnehmenden Personen schrieen und pöbelten durcheinander, dass es eine wahre Freude war. Zumindest für unbeteiligte Dritte wie die Redaktion 17grad – Radio für die Kritik der kritischen Kritik. Die anwesenden Parteigänger und -gängerinnen führten also einen derartigen Furor auf, dass sie noch nicht einmal zu einem ihrer Lieblingsthemen kamen, nämlich der Verabschiedung eines Beschlusses zur so genannten Palästinasolidarität.

Wie gesagt: alle pöbelten durcheinander und irgendwie schien es um einen Mann zu gehen, der, von seiner Erscheinung her nicht übermäßig sympathisch daher kommend, ein sicheres Plätzchen auf dem Podium inne hatte. Viel mehr eröffnete sich für uns als anwesende Öffentlichkeit nicht, denn nicht nur die rüpelhaften Diskurspraktiken innerhalb des Durcheinanders machten die Identifikation der inhaltlichen Ebenen fast unmöglich, auch die Sätze, die wir letztendlich, zumindest der Worte nach, verstanden, wollten oft keinen rechten Sinn ergeben.
Zurück an  unserem oberbayerischen Stammsitz in München ließen wir die Aufnahmen, die wir mit unserem kleinen und daher gut zu versteckenden Aufnahmegerät getätigt hatten, Revue passieren.

108 Die Gottespest

Das Thema „Religion und Gesellschaft“ ist zur Zeit ja geradezu unerhört in Schwange.
Dennoch waren wir ziemlich von den Socken wegen der Flut von Zuschriften, welche uns als Reaktion auf unsere letzte Sendung zu diesem Thema erreicht hat.
Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.
Von „Danke, weiter so“ über „Ihr armen verirrten Lämmer“ bis hin zu „Ihr werdet alle in der Hölle schmoren“ war eigentlich ziemlich alles dabei, auch eine Büchersendung des Gideon-Bundes.
Es überwog – bei aller Vielfalt – jedoch Ihrerseits, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, der Wunsch, das Thema nicht ruhen zu lassen.
Na gut, sagten wir uns: An die Arbeit.
Und kurz darauf sagten wir uns: Was in Dreiteufels Namen gibt es zu diesem Thema denn zu sagen, was kluge Köpfe im Laufe von Jahrhunderten nicht schon aufs Scharfsinnigste dargelegt hätten.
Und so frugen wir uns unverzüglich: welch Sinn es machte, quasi das Rad neu zu erfinden.
Und es erging der Redaktionsbeschluss: Lasst uns froh und munter zusammenkommen in dieser stillen Zeit, bei Kartoffelsalat und Würstchen, und uns anhören, wie sich Johann Most 1883 zum Thema äußerte.
Und so finden wir uns heute wieder, in trautem Kreis und heimeliger Atmosphäre, und lauschen der Schrift „Die Gottespest“. Viel Vergnügen.

107 Stuttgarter Bahnhof

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zu einer Stunde 17grad – Radio gegen die Regression der Antimoderne…

Warum setzen sich eigentlich derzeit so viele engagierte Bürgerinnen und Bürger für einen Architekten wie Paul Bonatz, genauer für den Erhalt eines seiner Bauwerke ein, wo Bonatz doch den reaktionären, antimodernen Zug deutscher Architektur repräsentiert? Da wir immer bestrebt sind, das Gute im Menschen zu sehen, ja, die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Licht der Aufklärung irgendwann auch das schwäbische Hinterland erreichen könnte, möchten wir Ihnen in der folgenden Stunde ein wenig von Paul Bonatz, seinem Beitrag zur Architektur des Nationalsozialismus und seinen mangelnden Sinn für Ästhetik berichten.

106 Ich glaubs ja nicht

Von einem erbitterten Kampf gegen das Christentum in westlichen Gesellschaften spricht Kardinal Meisner und von gesellschaftlicher Verfolgung daselbst. Gleichzeitig werden vermehrt von Auto-Rückspiegeln baumelnde Rosenkränze gesichtet, und der Devotionalienhandel boomt. Nur eine Frage der Zeit – so steht zu befürchten – dass das Wadenbein des heiligen Fidelis von Sigmaringen bei eBay angeboten wird.

Der demissionierte Bundespräsident Köhler entblödet sich nicht, als für ihn wichtigstes Buch – nein, nicht das Grundgesetz sondern die Bibel zu nennen, und bei der Suche nach einem Amtsnachfolger wird halböffentlich die Konfessionszugehörigkeit als wahlrelevant diskutiert.

Die Autoaufkleber-Industrie verzeichnet phänomenale Umsatzsteigerungen, und das nicht mit popligen „Sylt-„, „Ich hab die Schnauze voll“- oder „Baby und/oder Golden Retriever an Bord“-Motiven. Nein: der Fisch ist es und der ist – so weiß es die Legende bzw. Henrky Sjenkjewitschs Sandalenschinken „Quo Vadis?“ zu berichten – geheimes Erkennungszeichen der brutalstmöglich verfolgten Frühchristen.

Die großen christlichen Kirchen sind neben dem Staat der größte Arbeitgeber der Bundesrepublik Deutschland, der Gideonbund verteilt weiterhin ungebeten in Schulen, Justizvollzugsanstalten und Krankenhäusern Bibeln – inzwischen sind es über 20 Millionen Stück – und das weltweite Hilfswerk päpstlichen Rechts „Kirche in Not“ wirft die Prayerbox auf den Markt; ein kleines Döschen, das in jede Tasche passt und eine 10-Perlen-Rosenkranz, ein „Kreuz der Einheit“, ein Weihwasserfläschen und Grundgebete auf Deutsch, Englisch und Italienisch enthält – also quasi die Eiserne Ration für den Katholiken.

Auch gepilgert wird seit längerem wieder – und zwar auf Teufel komm raus und so massiv, dass jede Gemeinde, die etwas auf sich hält, auf puren Verdacht hin den vormals möglicherweise durch ihre Gemarkungen führenden Elisabethenpfad, Bonifatiusweg oder was auch immer rekonstruiert und mit schmucken Wegweisern und Gedenktafeln versieht.

Es steht schlecht um die Gesellschaft und den laizistischen Staat, hören Sie also heute – ehe es bei uns Matthäi am letzten ist – aus der Reihe „17grad – ach du lieber Gott“ eine Sendung zum Thema „Ich glaub’s ja nicht“.

105 Lyr-Ick

Hallo und herzlich willkommen zu einer Stunde 17grad, Radio gegen den Kulturverfall.

Es liegen anstrengende Wochen hinter uns, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Wochen, in denen die Redaktion sich durch Berge von Einsendungen zu unserem Wettbewerb „Junge deutsche Lyrik“ wühlen musste. Wochen, in denen das ein oder andere Mal ein „Scheiß doch auf Reime!“ aus den Tiefen der Redaktionsräume zu hören war. Aber auch Wochen, in denen uns immer wieder das Herz aufging, in denen es Momente von unglaublicher Schönheit und Poesie gab.

Heute nun ist es so weit, heute dürfen wir Ihnen unsere Shortlist des 17grad Lyrikpreises 2010 präsentieren. Unter dem Motto „Lyr-Ick“, also geschrieben Lyr, L Y R, wie Lyrik und „Ick“, I C K, wie der junge hippe Berliner für „Ich“ zu sagen pflegt. Aufgerufen waren also junge Künstlerinnen und Künstler, die daran glauben, dass Lyrik, Poesie, dass Dichtung auch im 21. Jahrhundert noch etwas zu melden hat. Ja nicht nur dass, sondern dass sie benötigt wird, dass sie uns entführen kann, in eine Welt der Schönheit und der Träume. Dass sie aber auch Missstände anprangern kann, dass sie sie sagen kann, wie einer der Wettbewerbsteilnehmer schreibt: „Moment mal, so kann das nicht weitergehn, da fällt ein Sack Reis um und keiner bliebt stehn“ – ein Beitrag, der es leider nicht in die Shortlist geschafft hat, der uns aber dennoch in seinem authentischen Aufbegehren tief beeindruckt hat.

Die Auswahl ist uns nicht leicht gefallen, das können Sie uns glauben, doch nun übergeben wir die leidige Aufgabe an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer. Mailen Sie uns die Nummer Ihres Favoriten an chefredaktion@17grad.net. Dem Gewinner winkt der goldene Ehrenwimpel der 17grad Academy und ein Essenspaket des Deutschen Blutspendediensts.

104 Loch

Anderslautenden Gerüchten entgegen ist immer noch Sommer. Sauregurkenzeit also.
Und wir haben nun endlich die Muße gefunden, uns einem Begriff zu widmen, der in Phasen brodelnder Betriebsamkeit regelmäßig mit Missachtung gestraft wird. Der Arme.

Und weil es nun ja – wie erwähnt – immer noch Sommer ist, nähern wir uns diesem Begriff mit sommerlicher Leichtigkeit, gaaaanz verspielt und locker.

Es ist Sommer – Loch ist das Thema.

103 Misathropie und Literatur

Ich wache auf mit derart böser Lau
ne, dass ich gleich irgendeinem in die Freusse hau
e und ihm die blöden Knochen breche
und ihm ein Schmerzensgeld dafür nicht bleche,
der wiederlichen Sau!

Sondern ihm noch eins in die  Eier zwie
ble, dass er vom Stuhl fliegt mit der Fresse auf die Die
le und ihm sein arrogantes Grinsen
vergeht und wirklich keiner mehr noch hinsehn
will auf das dumme Vieh!

Wenn ich ihm dann in die Visage pin
kle und ihm beim höchst mühsamen Weghinken zuwin
ke und langsam gute Laune kriege
weil mit das gut tut, wenn ich wen besiege
ist klar: der Tag haut hin!

Es ist der Humanist, ja der Ästhet
der weiß, was gute Laune ist und wie sie geht.

102 Bundespräsidentenwahl

Herzlich Willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, zum ersten Concour Eurovision d`Élection du Président de la République Fédérale d’Allemagne live aus dem Volkshochschulhofpalast in Berlin.
Zehn Kandidatinnen und Kandidaten treten zur Wahl des Deutschen Bundespräsidenten an; sie befinden sich bereits in ihren schalldichten Kandidatenkabinen, nur per Funk mit der Außenwelt verbunden, um jegliche Manipulations-Möglichkeiten zu unterbinden. Fünf deutsche Städte sind zur Wahl eines der Kandidaten aufgerufen – und Sie sind live dabei. Also viel Spaß, wir sind gespannt auf eine Wahlpartie, die keine Wünsche offen lassen dürfte.