Alle Beiträge von karo

181 Hayır

hayırLiebe Zuhörerinnen, werte Zuhörer,
am 16. April 2017 werden in der Türkei ca. 55,3 Millionen Wahlberechtigte und fast 3 Millionen türkische Staatsbürger im Ausland über ein Referendum abstimmen, das den derzeitigen Präsidenten Erdogan faktisch zum Diktator machen soll. Das Referendum wird somit noch im Ausnahmezustand, der nach dem Putschversuch vom Juli 2016 verhängt worden war, stattfinden.

Da er selbst zu ahnen scheint, dass er hin und wieder sein Brüllvieh mit dem Volk verwechselt, wird unnachgiebig jeder gejagt, der auf der Straße für ein „hayır“, ein Nein, wirbt. „Der 16. April“, so Recep Tayyip Erdoğan, „wird die Antwort auf den 15. Juli sein.“
Die Konsequenz ist ersichtlich: „Diejenigen, die ‚Nein‘ sagen, stellen sich auf die Seite der Verschwörer des 15. Juli.“ Einer von Erdoğans Prosekutoren, Cevdet Kayafoğlu, droht indessen ganz explizit, dass jedes „Nein“ einer „Unterstützung der PKK“ gleichkäme – mit den entsprechenden juristischen Konsequenzen.

Diese Sendung basiert auf Texten von Elke Dangeleit und Mustafa Sönmez sowie dem Blog cosmoproletarian-solidarity.

170 Implex

KartographyLiebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir begrüßen Sie auf das Herzlichste zu einer neuen Runde 17grad – Radio zur intellektuellen Reanimation des Klassenkampfgedankens.

In Zeiten, in denen alles Systemimmanente skandalisiert wird und in denen alle daran Beteiligten, also Sender und Empfänger wissen, dass der Skandal zu nichts führt außer zum Ressentiment, in derartigen Zeiten bedarf es einer systematischen Kritik der Zustände und ihrer Ursachen. Nein, dies ist weder eine Sendung über die so genannten Panama-Papiere und auch nicht über das befremdliche Empörungslevel bei Dopingvorwürfen in der englischen Premier-League geschweige denn ein Beitrag zur Frage, wie viel Geld an welche FIFA-Funktionsträger geflossen ist, um das deutsch-nationale Fußball-WM-Sommermärchen 2006 wahr zu machen.

Wir wollen uns vielmehr mit dem System beschäftigen. Oder, wenn Sie wollen, mit gesellschaftlichen Formationen, oder eben Zuständen. Und weil wir uns als Ihr Dienstleister in Sachen Aufklärung begreifen, haben wir, um den folgenden Beitrag zu extrahieren, ein knapp 900seitiges Werk gelesen, diskutiert und minimal redaktionell bearbeitet. Diese Sendung über Klassenaufklärung basiert auf dem Buch Der Implex – Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee von Barbara Kirchner und Dietmar Dath, erschienen im Suhrkampverlag. Das Buch, so die beiden Autoren, ist keine wissenschaftliche Monographie, kein Manifest, keine philosophische Abhandlung. Es geht allein darum, ein paar Aus- und Ansichten zu bündeln, die man im 18. und 19. Jahrhundert häufiger zu sehen und zu hören bekam als heute. Die Kernfrage lautet, ob so etwas wie sozialer Fortschritt gedacht und, wichtiger, gemacht werden kann.

136 Tourismus

MassentourismusLiebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir begrüßen Sie zu einer neuen Stunde 17grad, Radio zur Unterstützung globaler Mobilitätskonzepte.

Vor wenigen Tagen ging in Nürnberg die nunmehr fünfte Messe „Reise, Transport, Mobilität, Literatur“, kurz RTML, zu Ende. Wir haben uns für Sie dort umgesehen, haben Eindrücke und Trends gesammelt und mit Ausstellern und Besuchern gesprochen. Die neuen Reise-Highlights wollen wir Ihnen in den kommenden 60 Minuten vorstellen…

111 Der Herr ist kein Hirte

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

es ist erst wenige Wochen her, dass wir Ihnen auf diesem Sendeplatz mit der Folge 17grad – ich glaub’s ja nicht den Aufsatz „Die Gottespest“ von Johann Most vortrugen. Sie als Stammhörerin und –hörer werden sich sofort erinnern. Allein, das Thema Glauben an sich lässt uns nicht los. Es gibt zur Zeit wohl kein gesellschaftliches Großereignis auf diesem Planeten, dem nicht eine wahrnehmbare religiöse Komponente innewohnt. Ausgenommen vielleicht der momentane Klärungsprozess, ob die Kernenergie beherrschbar ist, oder eben nicht.
Ansonsten aber erscheinen uns die – wie sagt man so schön – Umwälzungsprozesse durchaus, ja geradezu ausnahmslos, religiös konnotiert. Manchmal muss man in derartigen Situationen innehalten und sich fragen, ob man hier nicht mal grundsätzliche, quasi fundamentale Einschätzungen vorstellen und diskutieren müsste. Sehen Sie, und weil auch Sie jetzt zustimmend mit dem Kopf nicken, haben wir uns gesagt: noch eins drauf! Es ist Zeit für die Religionskritik 2.0. In der heutigen Stunde 17grad – Radio gegen die Gegenaufklärung erleben Sie den Einstieg in die Frage, wie Religion die Welt vergiftet, basierend auf Ausschnitten aus Christopher Hitchens Buch Der Herr ist keine Hirte.

99 Rambo

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer: wem unsere letztjährige Reihe zum Thema „Deutschland“ noch in Erinnerung ist, dem wird unsere Affinität zum Film ebenfalls noch präsent sein.
Nach den antisemitischen Konotationen der deutschen Heimatfilme nach 45 und dem größten Desaster der Zelluloidgeschichte „Deutschland – der Film“ beschäftigen wir uns heute mit einer Filmreihe, die, mit den geeigneten Werkzeugen untersucht und interpretiert, in völlig neuem zivilisatorischen Licht erscheint. Freuen Sie sich auf 60 Minuten mit John Rambo durch die Dialektik der Aufklärung.

98 Deutschland – der Film

Standing Ovations, Tränen der Rührung und Freude, Schlangen vor den Kinokassen, als gäbe es Begrüßungsgeld: Kaum ein Film der letzten Jahre wurde so einhellig gefeiert. „Fulminant“, „Ein deutsches Jahrhundertwerk“, „Kino der Superlative“ und „Wir sind Film“ lauteten die Schlagzeilen. Kanzlerin, Bundes- und DFB-Präsident brachen in Jubel aus.
Sie, verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, ahnen längst, worum es geht. Es geht um „Deutschland – der Film“, den Blockbuster des Jahres 2009. Die Euphorie über diese teuerste, langwierigste Produktion deutscher Filmgeschichte, besetzt mit vermeintlich hochkarätigen Schauspielern, können wir nicht teilen. „Deutschland“ ist schlicht und ergreifend ein schlechter Film. Die Story seicht, langatmig, absehbar, bei der Kamera hat Leni Riefenstahl Patin gestanden, einzig und allein die Stunts können überzeugen – doch wir wollen nicht vorgreifen. Begleiten Sie die 17grad-Kulturredaktion eine Stunde lang auf einen Streifzug durch erschreckende Abgründe und kurze Lichtblicke, kurz: durch das übelste Machwerk der Farbfilmära: „Deutschland“.