Archiv der Kategorie: Sendungen

243 Leben ohne zu warten – Teil 5

Am 22. April 1892 wird Alphonse Gallaud de la Pérouse – genannt Zo d’Axa –, Herausgeber der Wochenzeitschrift L’En Dehors, in Paris  wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ verhaftet und nach einem Monat vorläufig entlassen. „Unsere arme Freiheit, immer noch vorläufig“, bemerkt er beim Verlassen des Gefängnisses ironisch.

Nach weiteren Veröffentlichungen, in denen er insbesondere die Strafverfolgungsbehörden kritisiert, droht Zo d’Axa schon kurze Zeit später erneut die Verhaftung. Um dieser zu entgehen, verlässt er Frankreich und reist über England nach Rotterdam, weiter auf einem Frachtschiff den Rhein hinauf durch Deutschland, besteigt einen Zug nach Italien, wird in Turin verhaftet und nach Österreich abgeschoben. Von Triest geht es weiter nach Griechenland, Istanbul und Jaffa. Kurz vor Jerusalem wird Zo d’Axa erneut verhaftet und nach Marseille überführt.

Hören Sie heute den 5. und letzten Teil seiner autobiografischen Erzählung „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem“. Viel Vergnügen.

242 Religion und Moderne

Bild: Eduard Gross

So einiges ist unter dem Eindruck des russischen Überfalls auf die Ukraine über die Beweggründe des Autokraten und seiner Clique im Kreml geschrieben worden.
Putins ideologischer Schulterschluss mit der klerikalen russischen Orthodoxie wurde dabei insbesondere in der konservativen bürgerlichen Presse genauer analysiert.

Anlass für uns, sich mit dem grundsätzlichen Verhältnis von Religion und Moderne zu beschäftigen.

Lothar Galow-Bergemann, Publizist in Stuttgart, hat sich diesem Thema in 5 Thesen gewidmet, die er Anfang des Jahres in der Zeitschrift krisis veröffentlicht hat.

Wir lassen Sie an diesen Thesen in den kommenden 60 Minuten teilhaben. …

Musikalische Begleitung: The Black Keys, Bloc Party, All Them Witches, Calexico, The Wild Feathers, Jack White, Placebo

241 Leben ohne zu Warten Teil 4

Am 22. April 1892 wird in Paris der Herausgeber der Wochenzeitschrift L’En Dehors  Alphonse Gallaud de la Pérouse – genannt Zo d’Axa – wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ verhaftet und im Gefängnis von Mazás in Untersuchungshaft genommen und nach einem Monat vorläufig entlassen.

„Unsere arme Freiheit, immer noch vorläufig“, bemerkt er beim Verlassen des Gefängnisses ironisch.

Nach weiteren Veröffentlichungen, in denen er insbesondere die Strafverfolgungsbehörden kritisiert, droht Zo d’Axa schon kurze Zeit später erneut die Verhaftung. Um dieser zu entgehen verlässt er Frankreich und reist nach England, wo er als Beobachter am Internationalen Bergarbeiterkongress in London teilnimmt. Eines Morgens dann besteigt er in Blackwall im Londoner Eastend  – „ohne große Überlegungen“, wie er sagt – ein Schiff nach Rotterdam.

Von dort fährt auf einem Frachtschiff den Rhein hinauf durch Deutschland, besteigt einen Zug nach Mailand, beobachtet dort den Strafprozess gegen anarchistische Demonstrantinnen, wird in Turin verhaftet, nach Österreich abgeschoben und reist schließlich über Triest per Schiff weiter nach Griechenland und Istanbul.

Hören Sie heute die 3. Fortsetzung der autobiografischen Erzählung „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem“ von Zo d’Axa.

239 Leben ohne zu warten Teil 3

Am 22. April 1892 wird in Paris der Herausgeber der Wochenzeitschrift L’En Dehors  Alphonse Gallaud de la Pérouse – genannt Zo d’Axa – wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ verhaftet und nach einem Monat vorläufig entlassen. „Unsere arme Freiheit, immer noch vorläufig“, bemerkt er beim Verlassen des Gefängnisses ironisch.

Nach weiteren Veröffentlichungen, in denen er insbesondere die Strafverfolgungsbehörden kritisiert, droht Zo d’Axa schon kurze Zeit später erneut die Verhaftung. Um dieser zu entgehen verlässt er Frankreich und reist nach England, wo er als Beobachter am Internationalen Bergarbeiterkongress in London teilnimmt. Eines Morgens dann besteigt er in Blackwall im Londoner Eastend  – „ohne große Überlegungen“, wie er sagt – ein Schiff nach Rotterdam.

Hören Sie heute den 3. Teil seiner autobiografischen Erzählung „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem.

238 Madonnas letzter Traum

Mehrmals wurde der deutsch-türkische Schriftsteller Doğan Akhanlı verhaftet. Zuletzt 2017 als „terörist“, wie viele Kritiker des Erdoğan-Regimes. „Akhanlı verbrachte zehn Tage in spanischer Haft und zwei Monate unter Meldeauflagen in Spanien, ehe er ausreisen durfte. Das war aber „nicht die erste und schon gar nicht die schlimmste Erfahrung, die er je mit einer Staatsmacht machen musste.“ Wie Deniz Yücel in seinem Nachruf in der Welt schrieb. 

Auf unserem Kongress zu Identitätskonzepten und deren Fragwürdigkeit, „Stolz und Vorurteil“, 2019 in München, war Doğan Akhanlı gemeinsam mit der Journalistin Cornelia Fiedler auf einem unserer Podien. Neben seinen Einschätzungen zu Identität, Ausgrenzung und Heimat hat er dort auch von seinen Erfahrungen mit Haft und Folter gesprochen. 

Am 31. Oktober 2021 verstarb Doğan Akhanlı nach kurzer schwerer Krankheit in Berlin. Er wurde nur 64 Jahre alt. Die Nachricht von seinem Tod hat uns tief getroffen.

Hier können Sie den Mitschnitt aus dem moderierten Podiumsgespräch auf unserem Kongress „Stolz und Vorurteil“ aus dem Jahr 2019 hören. 

Musik: Fixi & Nicolas Giraud und Sudan Archives

Doğan Akhanlı

237 Leben ohne zu warten Teil 2

Am 22. April 1892 wurde der Herausgeber der Wochenzeitschrift L’En Dehors, Alphonse Gallaud de la Pérouse – genannt Zo d’Axa – in Paris wegen „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ verhaftet und im Gefängnis von Mazas in Untersuchungshaft genommen. Er weigerte sich in den Verhören, Fragen zu beantworten oder etwas zu unterschreiben, wurde in Isolationshaft gehalten, ohne dass seine Familie oder sein Anwalt ihn besuchen konnten und nach einem Monat vorläufig entlassen. Beim Verlassen des Gefängnisses bemerkte Zo d’Axa ironisch: „Unsere arme Freiheit, immer noch vorläufig“.

Hören Sie heute die 1. Fortsetzung seiner autobiografischen Erzählung „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem“. Viel Vergnügen.

236 Gesellschaftskritik in der Pandemie

Work Harder
Jordan Whitfield

Anfang November fand in München, unter anderem von dieser Redaktion organisiert, eine Veranstaltung unter dem Titel „Gesellschaftskritik in der Pandemie“ statt. Eingeladen waren Thomas Ebermann, der vor kurzem sein Buch „Störung im Betriebsablauf – systemirrelevante Betrachtungen zur Pandemie“ veröffentlicht hat.
Und Wolfgang Hien, Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler und Autor der Studie „Die Arbeit des Körpers – von der Hochindustrialisierung bis zur neoliberalen Gegenwart“.

Aufbauend auf der Eingangsfrage, ob es sich bei dem staatlichen Agieren im Zuge der aktuellen Covid-Pandemie um Staatsversagen handelt, entwickelte sich ein dialogischer Abend, dessen Essenz wir Ihnen in dieser Sendung anheim geben wollen.

Des Weiteren nehmen teil: Bulbul, Curved Air, CCR, Kid Loco, The Black Angels und Ty Segall.

„…da zieht sich der geheime Sozialdarwinismus durch, diese geheime Eugenik. Wenn man so will: was uns nicht tötet, macht uns nur noch härter. Das haben so viele Menschen verinnerlicht…“
„…unter den gegebenen Verhältnissen (im Stande der Unfreiheit) ist die Reglementierung der Bedürfnisse ihrer Freigabe vorzuziehen.“

235 Leben ohne zu warten Teil 1

„Weder einer Partei noch einer Gruppe zugehörig. Außerhalb. Wir gehen – als Individuen, ohne den rettenden und blind machenden Glauben. Unser Ekel vor der Gesellschaft bringt keine unabänderlichen Überzeugungen hervor. Wir kämpfen aus der Freude am Kampf und ohne den Traum einer besseren Zukunft zu träumen. Was geht uns das Morgen an, das erst in einigen Jahrhunderten sein wird? Was gehen uns die Großneffen an! AUSSERHALB aller Gesetze, aller Regeln und aller Theorien – sogar der anarchistischen -, vom jetzigen Augenblick an, sofort, wollen wir uns unseren Gefühlen des Mitleids und des Zorns, unserer Wut und unseren Instinkten hingeben – mit dem Stolz, wir selbst zu sein.“ (L’Endehors No.34 – 27.12.1891)

In der Reihe 17grad Vorgelesen präsentieren wir heute, mit freundlicher Genehmigung von Hanna Mittelstädt (Nautilus/Nemo Press) – den 1. Teil von „Leben ohne zu warten – von Mazas nach Jerusalem“ von Zo d’Axa.

234 Rassismus für den gehobenen Bedarf (Teil 2)

Photo: Engine Akyurt

Wolfgang Pohrts Autorenleben war eine Art Wippe oder ein Pendel: Man schreibt über das, was los ist – auch in den Köpfen –, es hilft aber nichts, also untersucht man, woher es kommt, dass das Drüberschreiben nichts hilft, publiziert das Resultat, findet abermals kein Echo und so weiter. 

Der stete Wechsel von Zergliederung der Phänomene und Angriff auf sie macht natürlich das stärkste Pferd kaputt. Das gilt besonders, wenn die Arbeit eben doch nicht komplett ignoriert wird, sondern beispielsweise in Hermann L. Gremlizas linker Monatszeitschrift „Konkret“ erscheint und beim vergleichsweise kleinen, aber nicht maulfaulen Publikum dieses Magazins teils Entsetzen und Abscheu, teils Bewunderung und Beifall auslöst, wie die Leserbriefe der fraglichen Zeit belegen. 

Nichts davon konnte Pohrt entschädigen für die immer deutlicher hervortretende Tendenz des Gesamtsozialen zum Zerfall in verrückte und verdummte Trümmer, letztlich in einzelne Irre. Diesen Zerfall nahm Pohrt nicht nur wahr, er konnte ihn auch erklären, ohne ihn im Geringsten be- oder gar verhindern zu können …

2. Teil des Vorworts von Dietmar Dath zum Band  „Rassismus für den gehobenen Bedarf“. Musikalische Begleitung: Alice Phoebe Lou, The Kills, boygenius, Johnny Flynn, Billie Eilish, Punch Brothers, Dry Cleaning.