Selbst wir, üblicherweise der optimistisch-hedonistische Fels in der Brandung der Kapitalismuskritik, können uns der aktuellen Weltwirtschaftskrise nicht mehr entziehen.
Dabei wollten wir zunächst gar nicht glauben, dass wir es momentan mit einer tatsächlich relevanten Krise des Kapitalismus zu tun haben. Schließlich haben wir alte Hasen des Marktgeschehens schon so einiges an Ups and Downs miterlebt. Und wir sind, anders als zum Beispiel Zumwinkel und Mehdorn, immer noch da.
Andererseits geistern täglich die realen Folgen von Auftragseinbrüchen, sinkenden Exportraten und abstürzenden Nachfragen nach was auch immer durch die Gazetten und TV-Nachrichten. Ein Teufelskreis. Die Antworten auf die Fragen, was da gerade passiert und vor allem, wer eigentlich Schuld ist an dem Desaster, sind so verwirrend, dass wir an dieser Stelle notgedrungen einschreiten müssen.
Wenn die Süddeutsche Zeitung das Ende des Kapitalismus aufziehen sieht, als wäre Robert Kurz der Ressortleiter Wirtschaft, wenn die deutsche Sozialdemokratie die angebliche Gier von Bankern und Managern geißelt, wenn eben diese Berufsgruppen erklären, die von ihnen angepriesenen Produkte keineswegs zu verstehen, dann müssen wir uns, ob wir wollen oder nicht, diesem Thema widmen.
Um so mehr, als wir eigentlich erwartet hätten, dass die kapitalismuskritische oder gar
–feindliche Linke nun zu großer Form auflaufen, endlich die Schmach des Niedergangs des realen Sozialismus abstreifen und schonungslos die Systemfrage stellen würde. Aber weit gefehlt. Niemand scheint so richtig zu begreifen, wohin die globale Wirtschaftsreise geht und was für Schlüsse zu ziehen sind. Versuchen wir uns mit Michael Heinrich und der Phase 2 also einmal an einer Einordnung.
Nr 90 – Krise
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